Dienstag, 29. April 2025, um 19 Uhr im Kleinen Saal,
Kultur- und Vereinszentrum, Fabrikstraße, 77736 Zell a. H.
Tagungsordnung:
Berichte des Vorsitzenden und des Schatzmeisters, Bericht der Kassenprüfer
Neuwahlen des Vorstands
Vortrag Peter Buck: Erinnerungen eines Lehrlings anno 1953 – 1957 im „Prototyp“ Zell am Harmersbach
Planung der Aktivitäten in 2025/26
Verschiedenes
Zell a. H., 11. April 2025 B. Sandfuchs, 1. Vorsitzender
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„Diese Fotos sind doch wirklich einzigartig, oder?“, sagt jemand. „Besser kann man es nicht machen“, findet einer anderer. Und eine dritte Meinung lautet: „So was von interessant, und tief berührend.“ Solche und ähnliche Stimmen waren am vergangenen Donnerstagabend zu hören, anlässlich einer Vernissage im Rundofen.
Eine Ausstellung mit Fotos von Lutz Lefèvre unter dem Titel „Bedrohte Völker – Before they pass away“ und mit Keramikobjekten von Georg Eiselt war da eröffnet worden. Den musikalischen Auftakt hatte Susanne Liedtke alias „Sann“ gestaltet. Ihr Spiel an der keltischen Harfe, ihre glasklare Stimme und ihr elegischer Gesang, mit Hall unterlegt und in einer mystisch anmutenden fremden Sprache: Ein Erlebnis der besonderen Art. Schon ganz und gar im Foyer des Rundofens mit seiner so besonderen Akustik. Als der letzte Ton verhallt war, herrschte eine Weile andächtige, vielleicht auch ehrfürchtige Stille. Erst dann setzte begeisterter Applaus ein.
Ursprünglichkeit
„Ursprünglichkeit ist in Ihrer Musik genauso das Thema wie in der Doppelausstellung, die wir heute eröffnen“, bedankte sich Bertram Sandfuchs bei der Musikerin. Als Vorsitzender des Historischen Ortsvereins, der als Veranstalter im Rahmen der Reihe „Zellkultour“ fungiert, begrüßte er über 100 Anwesende. Wer keinen Stuhlplatz gefunden hatte, der stand erwartungsvoll an der Wand.
Bei Zellkultour handelt es sich um einen Zusammenschluss von fünf Zeller Vereinen und Organisationen. Die derzeit im Rundofen laufende Ausstellung ist die zweite von insgesamt fünf, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing „unter der umsichtigen Leitung von Rebecca Steinbach“. Auch Bauhofleiter Alexander Zwick und Herrn Hausmeister Fix dankte Bertram Sandfuchs für die Unterstützung, desgleichen der Stadt Zell für das Zur-Verfügung-Stellen der Räumlichkeiten.
Mit Bedauern setzte er das Publikum davon in Kenntnis, dass der Erschaffer der ausgestellten Keramik – der in München wohnende Georg Eiselt – aufgrund einer schweren Erkrankung nicht zur Vernissage erscheinen konnte, „obwohl er es unbedingt gewollt hätte.“ Neben seiner Berufstätigkeit als Lehrer (dereinst am Gymnasium Gengenbach) hatte sich der studierte Künstler zunächst mit dem Material Ton beschäftigt.
Experimenteller Zugriff, Vielfalt der Formen
Es entstanden Gefäße und freie Plastiken, die er mit selbst entwickelten Mischungen aus Pflanzenaschen und vielfältigen Gesteinsmehlen glasierte und bei 1300 Grad brannte. Dann wandte er sich vermehrt der Holzgestaltung zu, verwendete beispielsweise Mooreichenstücke als Ausgangsmaterial, arbeitete auch mit Speckstein.
Einige der ausgestellten Keramiken sind verkäuflich – ein roter Punkt kennzeichnet sie, die Preislisten liegen aus. „Ich finde den experimentellen Zugriff und die Vielfalt der Formen und Materialien absolut faszinierend“, bekannte Bertram Sandfuchs.
Der Fotokünstler Lutz Lefèvre wiederum erklärte den Zuhörern bei einem Bildvortrag, wie Georg Eiselts ganz eigenen Keramiken und Glasuren entstehen. Er hat ihn vor 45 Jahren als Lehrerkollegen am Gymnasium Gengenbach kennengelernt und weiß, „es hat mehrere Jahre gedauert, bis er diesen Prozess wirklich beherrschte.“
„Blas’ mir das Lied vom Tod“
Hauptsächlich Vasen erschuf er, aber auch eine Vielfalt von Plastiken. Wie unter anderem ein Objekt, das an die Samenkapsel einer Lotusblume erinnert. Oder ein eindrücklicher Büffel. Oder eine Darstellung mit dem Titel „Blas´ mir das Lied vom Tod“: Eine wild das Horn blasende Wutz hält eine weißhaarige Gestalt unter sich begraben – was lustig aussieht, hat einen ernsten Hintergrund: Hier hat der inzwischen über 90-Jährige in seiner eigenen Bildsprache ein lebensbedrohliches Herzproblem verarbeitet, das ihn vor einigen Jahren ereilt hatte. An seiner Rettung war sein Freund beteiligt, Lutz Lefèvre.
Die Ausstellung von dessen Werken wiederum zeigt, so Bertram Sandfuchs, „erstklassige Fotokunst. Sie einzuschätzen in ihrer Bedeutung braucht ein wenig Geduld.“ Zunächst ging er auf die Bildwirkung ein. Nicht nur angesichts der anstehenden Karwoche stimme nachdenklich und zum Teil auch traurig, dass man hier Völker sehe, die schon ausgestorben sind oder demnächst auszusterben drohen. Aber die Fotos „zeigen auch die Ureinwohner mit hoffungsfrohen Gesichtern und körperlicher Ausstrahlung“, in einigen Fällen haben sie eine Existenzmöglichkeit nur noch im touristischen Rahmen.
Im Austausch mit Reinhold Messner
„Eigentlich hat jedes einzelne Foto für sich genommen eine je eigene Wirkungskraft, auf die man sich einlassen kann“, resümierte der Vorsitzende des Historischen Vereins und fuhr fort: „Ich kenne kaum eine Fotoausstellung, die es wie diese schafft, mit jedem Foto auch eine Bildaussage anzubieten.“ Denn genau recherchierte und trotzdem kompakt gehaltene Texte erklären jedes Foto und schaffen Verständnis für das Dargestellte und das betroffene indigene Volk.
Neugierig auf die Ausstellung geworden ist auch Burkhard Gauly, der Bundesvorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker, mit Sitz in Göttingen. Der Einladung zur Vernissage hatte er aus terminlichen Gründen zwar nicht folgen können, wie sich aus einem von Bertram Sandfuchs verlesenen Grußwort ergab, doch er kündigte einen Besuch zu einem gemeinsam zu vereinbarenden Termin in den nächsten Tagen an.
„Bildwirkung und Bildaussage ergeben sich aus Lutz Lefèvres jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Thema „Bedrohte Völker““, erläuterte der Redner, was mit dem Naturell und den Leistungen des Fotografen als Naturwissenschaftler zu tun habe. Da sei zum einen die Neugier auf Unbekanntes und noch nicht Erschlossenes – was eine Wesensverwandtschaft mit Lutz Lefèvres gutem Bekannten darstelle, dem Südtiroler Reinhold Messner, „der mit dieser Grundeinstellung Gebirgshöhen erklomm.“ Die beiden stehen im Übrigen im Austausch von Sammelobjekten.
Unter Kannibalen gelebt
Hinzu komme Lutz Lefèvres Abenteuerlust und Risikofreude, sein völkerkundlicher Forschungsansatz sowie seine Empathie, will heißen: sein Einfühlungs- und Mitleidensvermögen mit den indigenen Völkern. „Danke, Lutz Lefèvre, für den erhellenden Einblick in das Schicksal bedrohter Völker durch Ihre Fotokunst!“, schloss Bertram Sandfuchs seine Ausführungen.
Der Fotograf selbst zeigte auf einer Weltkarte die Lebensräume der sieben von ihm fotografisch dargestellten Völker. Zudem gab er zu ausgewählten Fotos seine jeweils sehr persönlichen Eindrücke wieder. So zum Beispiel zu den Mlabri, auch „Geister der gelben Blätter“ genannt. Von diesem ihm gegenüber sehr freundlichen Volk, dessen kannibalistische Riten Lutz Lefèvre bei einem langen Besuch erforschte, „haben damals nur noch 30 bis 40 Menschen gelebt, wir haben drei bis vier Familien kennengelernt“ – in den 1980er Jahren war das.
Die Fülle und Intensität des auf allen Etagen zu sehenden Materials lädt durchaus auch zu einem zweiten Besuch der Doppelausstellung ein. Bis zum 18. Mai ist sie geöffnet: donnerstags, freitags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr im Rundofen.
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Jährliche Leistungsbilanz des Historischen Vereins Zell am Harmersbach mit Vortrag zu Film- und Fotozeugnissen der Zeller Keramik
Die gut besuchte Mitgliederversammlung des Historischen Vereins Zell a.H. e.V. hat Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr gezogen. Sie erwies sich zudem als Ideenforum für laufende Projekte.
Auf der Tagesordnung war der Bericht des Vorsitzenden Bertram Sandfuchs und der Kassenbericht von Schatzmeister Bernhard Kähms sowie der Kassenprüfungsbericht von Wolfgang Krämer und Hansjörg Wörner.
Im
Jahresrückblick ging Sandfuchs auf die Eröffnung des Rundofens ein.
Viele Mitglieder und Vorstandsmitglieder hatten sich in die Schaffung
und beim Neubeginn des Rundofens eingebracht, auch lange im Vorfeld, vor
allem im Expeditionsteam und in einer Expertengruppe »Wissensbasis im
Kellergeschoss«.
Geschichte im Keller
Vorstandsmitglied
Johann B. Schreiber hatte als Keramikexperte die beiden Ausstellungen im
Kellergeschoss zusammen mit Fritz Riehle und Albert Braun durch
Grafiken und wohlüberlegte Bestückung der Vitrinen wesentlich
mitgestaltet. Johann B. Schreiber und Bertram Sandfuchs sind
Mitverfasser der dortigen Kompaktgeschichte der Zeller Keramik.
Vermessung des Rundofens – Führungkräfte des Vereins
Sandfuchs
regte die Vermessung der Feuerkanäle des Rundofens durch Schorn
steinfegermeister Andreas Wurz an. So kam man zu neueren Erkenntnissen
zur Brenntechnik des »überschlagenden Feuers« im untersten Brennraum
und auch einer Datierung der Bauzeit des Ofens näher. Mitglied Hubert
Temme und die Vorstandsmitglieder Annelies Saade, Johann B. Schreiber
und Bertram Sandfuchs hielten inzwischen für zahlreiche Gruppen und
Vereine Rundofenführungen und übernahmen auch öffentliche
Sonntagsführungen.
Großes ehrenamtliches Engagement
Seit
Eröffnung des Rundofens bestreiten 18 Mitglieder und Förderer des
Historischen Vereins 50 Prozent des Aufsichtsdienstes für den Rundofen,
rein ehrenamtlich. Das gesamte Engagement des Historischen Vereins, in
reibungsloser Kooperation auch mit dem Rundofenverein mit Vorstand
Dieter Petr, war wesentliche Voraussetzung für die Gewährung der
diversen Fördermittel von Bund, Land und Denkmalstiftung. Das Gästebuch
des Rundofens und die Äußerungen der Besucher gegenüber den
Aufsichtsführenden zeugen von der einhelligen Begeisterung von der
preisgekrönten Leistung des Architekten Stefan Wussler, den historischen
Rundofen als multifunktionales Gebäude in Szene zu setzen.
Bürgermeister Pfundstein übernahm die Entlastung des Vorstands und des Kassenberichts.
Rundofen in Funk und Fernsehen
Bernhard
Kähms und Bertram Sandfuchs boten im sich anschließenden Fachreferat
einen Überblick über »bekannte und unbekannte fotografische und
filmische Zeugnisse der Zeller Keramik«. Kähms präsentierte einen
lückenlosen Überblick über Filme, die im SWR-Fernsehen in den letzten
Jahrzehnten zumindest teilweise die Zeller Keramik thematisierten. Er
verwahrt auch diese Mediensammlung.
Der Öffentlichkeit unbekannte Filmzeugnisse wurden dann von Bertram Sandfuchs der Versammlung kommentierend vorgespielt.
Französischer Film
Da
war zum Beispiel ein fünfminütiger vertonter Film »Zeller Keramic«
(1950) eines französischen Filmteams, der alle wichtigen
Produktionsschritte in der damaligen Zeller Fabrik zeigt. Dieser Film
erhielt von der Versammlung spontanen begeisterten Beifall.
Vorstandsmitglied Wolfgang Krämer hat für den Historischen Verein die
Digitalisierung dieses Films verwirklicht. Er ist schon im Rundofen
zusätzlich zu den bislang dort gezeigten Filmen zu sehen.
Betriebsausflug in Reih und Glied
Ein
ebenfalls an diesem Abend gezeigter, bislang praktisch unbekannter
Farbfilm von einem Betriebsausflug der Zeller Keramik von 1938 macht es
möglich, von den zur Gaststätte in Forbach-Gausbach, Murgtal, mit
Musikkapelle in Reih und Glied marschierenden Betriebsangehörigen eine
Schätzung zur Beschäftigtenzahl vorzunehmen.
Sandfuchs ließ die
Versammlungsteilnehmer diese Zahl schätzen und zwei Teilnehmer waren
ganz nahe dran. Hier ist denkbar, dass auch den Besuchern des Rundofens
diese Schätzaufgabe an einem der zwei unteren Monitore ermöglicht wird.
Die »Wissensbasis« des Kellergeschosses bekäme so eine belebende
Mitmachdenkfunktion. Viele Besucher des Rundofens fragen auch nach der
Anzahl der Beschäftigten der Firma zu verschiedenen Produktionszeiten.
Neues vom Bahnhof
Sandfuchs
informierte dann noch über den Stand der Neuausrichtung der
Präsentation des Zeller Bahnhofs. Da nun die lange ausstehende
Genehmigung des Landesdenkmalamts vorliegt (unter anderem verzögert
durch ein Gutachten zur farblichen Gestaltung der Außenfassade des
Hauptgebäudes sowie der offenen Wartehalle) können die bisher
entwickelten Ideen (zum Beispiel die Modellbahnintegration mit den
Bahnhöfen des »Zeller Bähnles« in Spur N) und neuen höchst interessanten
Exponaten recht bald präsentiert werden.
Anstehende Exkursionen
Auf
den Hinweis des Vorsitzenden zu anstehenden Exkursionen und
historischen Wanderungen nach Rastatt, dem Kaiserstuhl und ins Elssass
folgte dann noch eine angeregte Diskussion und ein Ideenaustausch zu
Einzelfragen wie dem endgültigen Standort des »Geschirrwagens« und zum
Stadtmarketing.
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Am Sonntag den 22.09.2019 war der Wander- und Freizeitverein
Unterharmersbach in den Schwarzwaldvorbergen bei Emmendingen unterwegs. Mit dem öffentlichen Nahverkehr fuhr man nach
Waldkirch, dem Ausgangspukt der Wanderung. Von dort erfolgte der Aufstieg zur jüngst
renovierten Kastelburg mit dem aussichtreichen Bergfried. Dort angekommen, wusste der Wanderführer Bertram Sandfuchs
einiges über die Geschichte des Gebäudes, die ehemaligen Besitzer und die Bauweise der Burg zu
berichten. Natürlich erklommen die meisten Wanderer auch den mächtigen Bergfried, damit sie die Aussicht nach Waldkirch und
Freiburg sowie ins Rheintal und bis zu den Vogesen genießen konnten. Weiter auf
dem Kandelhöhenweg wurde die Wanderung Richtung Hochburg fortgesetzt. Da sich
bei allen Mitwanderern der Hunger meldete,
wurde vor dem Abstieg nach Sexau eine
Rast eingelegt. Von Sexau aus war noch ein kleiner Aufstieg zur mächtigen
Anlage der Hochburg mit dem sternförmigen Befestigungsring aus sieben Bastionen zu
bewältigen. Auch hier konnte der Wanderführer einiges zur Geschichte der Burg und zu ihrer Bedeutung in der regionalen Geschichte
erzählen.
Gruppenfoto der Wanderung
In geselliger Runde wurde im Burghof eine weitere gemütliche
Rast eingelegt, versorgt vom geöffneten
Kiosk der Burgenfreunde der Hochburg, um
anschließend dem hochmittelalterlichen Burginneren und dem kleinen Museum noch
einen Besuch abzustatten. Das Museum zeigt nicht nur Funde aus dem
Aufräumarbeiten in der Ruine, sondern erzählt auch durch Schautafeln und dazu
passende Exponate vom alltäglichen Leben in dieser Burgfestung. Durch Weinberge und
schattige Wälder führte die Tour bei durchweg bestem Wanderwetter zum kleinen Bahnhof
in Kollmarsreute und von dort zurück ins Harmersbachtal. Bevor sich alle
verabschiedeten, bedankte sich
Wanderwart Reinhard Heizmann beim Tourenführer Bertram Sandfuchs für die abwechslungsreiche
Tour, die hervorragende Vorbereitung und für die Erläuterungen zu den geschichtlichen
Hintergründen.
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Exkursion von VHS und Historischer Verein in die Pfalz
Die traditionelle Jahresfahrt von VHS und Historischem
Verein Zell steuerte heuer zwei
symbolträchtige historische Ziele in der Pfalz an: Die Reichsburg Trifels und
das Hambacher Schloss.
Etwas von dem winterlich kalt-zugigen “Wohngefühl“ einer
mittelalterlichen Bergfeste durchschauerte die Teilnehmer, als der Annweiler
Geschichtslehrer Helmut Schlieger von den Trifelsfreunden die Entstehung und Geschichte der Burg
Trifels vor Ort erläuterte. Ja, es
fing sogar an zu schneien, so dass man sich im weiteren Verlauf nur zu gerne in
das – allerdings auch nicht beheizte –
Innere der Burg aufmachte, um anhand von Modellen die Entstehungsphasen
nachvollziehen zu können . Beeindruckend
war zwar schon der unter den Nazis zur mächtigen Festhalle umfunktionierte
Palas, aber man nahm auch zur Kenntnis,
dass solche dem Zeitgeist folgenden Umbauten berechtigt als ahistorisch einzuschätzen sind.
Die hingegen genau nach den Originalen auf der Wiener
Hofburg als Replikate hergestellten Reichskleinodien waren dann in effektvoller
Beleuchtung in der Kapelle der Burg zu bewundern, eindrucksvolle Zeugnisse der
mittelalterlichen Reichsgeschichte, die bei der Kaiserkrönung getragen wurden .
Das Reisekaisertum benötigte einen solch sicheren Tresor für die Symbole der Kaisermacht : diese
auf riesigem Felsklotz thronende, uneinnehmbare Burg. Der Burgführer bewies in allen Aspekten dieser
Anlage seine profunde Kenntnis , auch bei seinem Bericht über die neusten
Forschungen zur Gefangenschaft des
englischen Königs Richard Löwenherz auf der Burg. Historiker Schlieger hatte bei der letztjährigen Ausstellung „Richard Löwenherz“ im Speyrer Historischen Museum der Pfalz
neuere Erkenntnisse und Impulse beigetragen. Die in der Burg ausliegenden
Prozessakten auf Holzpulten konnten den
Besucher anregen, sich selbst ein Urteil
zu bilden über die Rechtmäßigkeit der erpresserischen Lösegeldforderung von Seiten
des deutschen Kaisers.
Kennen Sie die Pfälzer Lokalspezialität „ Mademer Krebbenetz“?
(= Sankt Martiner Fleischküchle mit
spezieller Würzung im Netz). Im schönsten
Pfälzer Weindorf Sankt Martin unweit der Trifels konnten sich die
Teilnehmer im kuschelig warmen Restaurant Dalberg diese und weitere Pfälzer
Gerichte einverleiben, und zwar , wie es sich für so eine große Gruppe mit
vielen treuen Stammteilnehmern gehört, im Herzen des Dorfes in dem ältesten Gasthaus , dem ehemaligen Wohnsitz derer von Dalberg.
Von dort leitete sie die verschmitzt-versiert wirkende Ortsführerin
Ruth Kienle durch diesen Fachwerk – Bilderbuch
– Winzerort anekdotisch und sachkundig bis zur Buseinstiegstelle und erläuterte u.a.
die sichtbaren Varianten der Fachwerkbauweise sowie ihre Rechercheergebnisse
zum Gemeinde-Heiligen St. Martin, warum nämlich der Hl. Martin nur den halben
Mantel dem armen Bettler verschenkte und nicht den ganzen. Wussten Sie es? Weil die andere Hälfte dem Kaiser gehörte und
er folglich diese nicht verschenken durfte.
Nach gemütlicher Mittagspause also
mit anschließendem informativ-unterhaltsamem Spaziergang durch Sankt Martin steuerte der Bus das weitere Hauptziel der
Exkursion an:
das Hambacher Schloss. Eigentlich baugeschichtlich eher eine
Burg, wie die beiden jungen Führer betonten, aber eben in der weiteren
historischen Wirkungsgeschichte für uns heute vor allem ein Symbol der kräftig aufkeimenden
Demokratie- und
Europäisierungsbestrebungen des Jungen Deutschland in der ersten Hälfte des
19.Jahrhunderts. Selbstverständlich konnten
rund 50 lebendig gestaltete Führungsminuten nicht alle Aspekte des
Hambacher Festes vermitteln. Aber es blieb schon noch Zeit, die Teile der
Ausstellung zum Hambacher Fest vom 27. Mai 1832 sich noch etwa genauer
anzusehen, von denen man persönlich besonders angesprochen wurde.
Die Ausstellung „Hinauf zum
Schloß“ veranschaulicht nämlich ideenreich und mit fast allen verfügbaren und wirkungsvollen museumsdidaktischen Mitteln jenes Fest , das
als eine der Keimzellen für die Entstehung der Demokratie heute bei uns
gedeutet werden kann. Beiden Führern bescheinigten die Teilnehmer ihr fühlbares
Engagement für die
Thematik, dass auf diesem Berg, an
diesem Ort – während jener bayerischen „Besatzungs“zeit (=Sicht der Pfälzer Winzer) der Pfalz – mit „aufrührerischen“
Reden (= Sicht des bayrischen Königs) PRO
Grundrechte und PRO Europa ein aussagekräftiges historisches Treffen mit nahezu
30 000 (!) Teilnehmern aus allen deutschen Kleinstaaten und mit Gästen aus ganz
Europa g e s c h a h und trotz vieler
Rückschläge auf Dauer wirkungsmächtig geblieben ist, bis zum Grundgesetz und
zur europäischen Gemeinschaft.
Der Dank der Teilnehmer galt abschließend dem zuverlässigen
Busfahrer der Firma Schnurr, dem Leiter
der Exkursion Bertram Sandfuchs, Vorsitzender des Historischen Vereins Zell, der die jährlichen historischen
Exkursionen seit 1990 konzipiert, und vor allem auch der engagierten
Organisatorin Sybille Nock von der Volkshochschule Zell.
Veröffentlicht unterUncategorized|Verschlagwortet mithauptseite|Kommentare deaktiviert für Spannende Symbole für Deutschland und Europa
Das neue Info-Heft zum Jubiläum mit drei Aufsätzen zum Thema kann gegen Erstattung der Portokosten ab sofort bezogen werden vom:
Historischen Verein Zell, Bergstraße 6, 77736 Zell am Harmersbach, Tel. 07835 3448 oder vorstand@historischer-verein-zell.de
Neues im Info-Heft zur Schaufenster-Ausstellung
110 Jahre Harmersbachtalbahn
Viele Informationen und Geschichten in der „Historischen Schaufenster“-Ausstellung zum „Zeller Bähnle“ werden gerne gelesen und angeschaut. Aber der Wunsch wird auch geäußert, noch Genaueres zu erfahren. Deshalb hat der Historische Verein Zell ein Info-Heft herausgegeben. Darin stellt Karl August Lehmann, Oberharmersbach, präzis und anschaulich die Gesamtentwicklung der Harmersbachtalbahn – Geschichte dar. Bertram Sandfuchs, Zell, beschreibt die historische Bedeutung, die Technik und die jüngst erfolgte Sanierung der erhaltenen Bahnhofsuhr. Schließlich bietet Meinhard Döpner mit seinem Aufsatz bisher kaum Bekanntes: Der Stadtbrand der Stadt Zell von 1904 mit den gewaltigen Trümmermassen wurde beim Bau der Bahn zur Trockenlegung feuchter Stellen und zur Auffüllung von Bahndämmen produktiv genutzt. Außerdem stellt Döpner zum ersten Mal die Gesamtkosten des Baus der Harmersbachtalbahn zusammen .
Das Info-Heft kann vom Historischen Verein Zell , Vors. Bertram Sandfuchs, Bergstr.6, Zell, Tel 07835 3448 oder von Tourist Info Zell, Kanzleiplatz, zu den üblichen Geschäftszeiten kostenlos bezogen werden.
Im Dezember des Jahres 1904 dampfte das erste „Zeller Bähnle“ von Biberach aus das Tal hinauf nach Oberharmersbach. Wir können also auf das 110-jährige Jubiläum dieser wichtigen Infrastruktureinrichtung unseres Tales zurückblicken.
Der Historisch Verein Zell e.V. hat in Zusammenarbei tmit den Museumsfreunden des Storchenturms u nd mit Unterstützung der Stadt eine Ausstellung zu diesem Jubiläum erarbeitet, die in dem Räumen des alten Bahnhofsgebäudes in Zell präsentiert wird. Weitere Informationen zur Ausstellung 110 Jahre Harmersbachtalbahn
Zur Eröffnung dieser Ausstellung laden wir Sie hiermit herzlich ein auf
Sonntag, den 11. Januar 2015 um 11:00 Uhr, in das Foyer des Storchenturmmuseums, Kanzleiplatz, in Zell am Harmersbach.