Diese Eckdaten der Stadtgeschichte wurden vom Historischen Verein Zell zusammengestellt (Verfasser: Bertram Sandfuchs)
Zell als Rodungssiedlung
Inhaltsverzeichnis
Zell am Harmersbach wurde als Rodungssiedlung (Kurie) des Klosters Gengenbach gegründet. Die dörfliche Siedlung bestand aus Kirche, Klosterhof und Bauernhäusern und befand sich an erhöhter Stelle – etwa bei der heutigen katholischen Stadtkirche.
Zell als Reichsstadt
Um 1325 | erfolgte die vom Kloster Gengenbach aus betriebene Stadtgründung. |
---|---|
1330 | Stadtbrief: Kaiser Ludwig erließ für vier Jahre dem Rat und den Bürgern von Zell die Reichssteuer, damit diese die Stadt bauen konnten. Die mittelalterliche Gründungsstadt wurde planmäßig am Harmersbach — kurz vor der Einmündung der Nordrach — mit gitterförmigem Straßennetz und breiter Hauptstraße angelegt. Sie wurde mit einem ovalen doppelten Mauerring und fünf Türmen bewehrt: mit drei Tortürmen, einem Flankierungsturm (Hirschturm) und einem Wartturm (Storchenturm). |
1362 | Beendigung des Baus der Stadtmauer. |
1334 — 1365 | Verpfändung der Stadt an die Brüder von Öttingen, den Markgrafen von Baden und an den Bischof von Straßburg. |
25.3.1366 |
Stadtbrjef Kaiser Karis IV:. Des Heiligen Römischen Reiches Stadt Zell am Harmersbach‘. Zur wirtschaftlichen und politischen Stärkung der Stadt wurden die Landstäbe Nordrach, Biberach, Ober- und Unterentersbach zugeordnet.Zell erfüllte die Funktion eines zentralen Marktortes für die nähere Umgebung (Wochenmarkt, vier Jahrmärkte). Die Bürger waren Bauern (sog. Ackerbürger) und Handwerker. Letztere schlossen sich bald zu Zünften zusammen. Die ältesten Handwerkszünfte waren die der Leineweber, Schuhmacher und Schneider.Die Bürgerwehr und die zur Reichstruppe gehörigen Kontingentsoldaten schützten die Stadt vor innerer und äußerer Gefahr. Auch die Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Stadt, einschließlich der Blutgerichtsbarkeit (Zeller Galgen). An der Spitze der Verwaltung der Stadt standen der Reichsschultheiß und der „ehrsame“ Rat (Zwölferrat). Zur Förderung der Wallfahrt von Abt Jacobus 1480 gebaut: Das Langhaus und der himmelwärts weisende Turm |
1480 | Bau von Turm und Chor der Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten‘ durch den Gengenbacher Abt Jacobus de Bern. |
1504 | Kaiser Maximilian überließ der Stadt Zell den Straßen- und Wasserzoll zu Biberach. |
1543 | Die „große erschröckliche Brunst‘ des Stadtbrands vernichtete die Archivalien von Zell. |
1545 | Karl V. bestätigte die Freiheiten, Rechte und Zölle. Zell war die kleinste der Reichsstädte und nahm im Reichstag auf der Schwäbischen Bank den 33. Platz ein.Das Haus Habsburg versuchte, die kleine Reichsstadt zu einer österreichischen Landstadt herabzudrücken. |
1575 | Zusammenschluss der „Vereinsstädte‘ Offenburg, Gengenbach und Zell mit dem Ziel, die Reichsfreiheit zu bewahren. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten schwedische Truppen die Stadt. |
1643 | verbrannten die Franzosen die Stadtkirche und umliegende Gebäude. |
1598—1680 | Zahlreiche unschuldige Opfer durch Hexenprozesse. |
1662—1670 | Das Tal Nordrach versuchte von 1662 an, sich als Reichstal von Zell unabhängig zu erklären. Trotz der über ihre Flößerei verhängten Sperre, des Boykotts ihrer Erzeugnisse und des gegen sie gefällten Urteils gaben die Nordracher erst 1670 nach. Doch hatten die Landstäbe ab 1764 als „neuer Rat“ in Fragen der Ökonomie und der Polizeiordnung mitzureden. |
1718 | Nach langwierigen Auseinandersetzungen mit Zell wurde das Tal Harmersbach reichsunmittelbar. |
1760 | Bau der „Alten Kanzlei“ durch Baumeister A. Renn. |
1791 | Neubau der Stadtkirche St. Symphorian im Louis-Seize-Stil.Die Kriege des 17/18. Jahrhunderts verhinderten, dass Zell eine wirtschaftlich starke Stellung erlangen konnte. |
1803 | Ende der Reichsstadtzeit. Verlust der Reichsunmittelbarkeit. Napoleon schlug Zell dem Kurfürstentum Baden und 1806 dem Großherzogtum Baden zu. |
Zell als badische Stadt
Die Zeit als badische Stadt ist gekennzeichnet durch eine allmähliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.
1837 | Der in Zell geborene Ritter von Buß (bedeutendste historische Persönlichkeit) hielt als Abgeordneter des Badischen Landtags die sogenannte Fabrikrede: Er setzte sich darin für die Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter ein. |
---|---|
1900 Jhd | Im 1900 Jahrhundert wurde im Zuge der Industrialisierung in Zell eine ganze Anzahl kleiner Fabriken und Gewerbebetriebe gegründet; u.a. Pottaschesiederei Scböttgen (um 1850), eine Schwerspatmühle (1857), keramische Fabrik (bereits 1794), Granatschleifereien, Sägewerke und Forstbaumschulen Burger (1874). |
1899 und 1904 | verursachten Stadtbrände starke Zerstörungen. |
Zell im 20. Jahrhundert
1900 und 1905 | begann der Wiederaufbau der Stadt (u.a. Jugendstilhäuser). |
---|---|
1935 und 1949 | Nachdem bereits im 10. Jahrhundert Zell nur noch als Stadtgemeinde bezeichnet worden war und ab 1935 sogar als Gemeinde, wurden 1949 durch Staatspräsident Wohleb die Stadtrechte erneut verliehen. |
1974/1975 | Aufgrund der Gemeindereform in Baden-Württemberg bilden Zell am Harmersbach, Unterharmersbach, Ober- und Unterentersbach die neue Stadt Zell am Harmersbach.Die Kernstadt hat sich wirtschaftlich sehr stark entwickelt. Die Firma Prototyp als größter Arbeitgeber und Hersteller von Qualitätswerkzeugen sowie zahlreiche mittelständische Betriebe (Metall- und Holzverarbeitung, Arzneimittel, Keramik}, bilden mit dem leistungsstarken Einzel- und Fachhandel das wirtschaftliche Standbein unserer Stadt. |