Lutz Lefèvres Fotoausstellung „Bedrohte Völker“ in Verbindung mit Keramik von Georg Eiselt kann noch bis zum 18. Mai im Rundofen besucht werden.

Großer Erfolg der Vernissage | Schwarzwälder Post (Primärquelle)
„Diese Fotos sind doch wirklich einzigartig, oder?“, sagt jemand. „Besser kann man es nicht machen“, findet einer anderer. Und eine dritte Meinung lautet: „So was von interessant, und tief berührend.“ Solche und ähnliche Stimmen waren am vergangenen Donnerstagabend zu hören, anlässlich einer Vernissage im Rundofen.
Eine Ausstellung mit Fotos von Lutz Lefèvre unter dem Titel „Bedrohte Völker – Before they pass away“ und mit Keramikobjekten von Georg Eiselt war da eröffnet worden. Den musikalischen Auftakt hatte Susanne Liedtke alias „Sann“ gestaltet. Ihr Spiel an der keltischen Harfe, ihre glasklare Stimme und ihr elegischer Gesang, mit Hall unterlegt und in einer mystisch anmutenden fremden Sprache: Ein Erlebnis der besonderen Art. Schon ganz und gar im Foyer des Rundofens mit seiner so besonderen Akustik. Als der letzte Ton verhallt war, herrschte eine Weile andächtige, vielleicht auch ehrfürchtige Stille. Erst dann setzte begeisterter Applaus ein.
Ursprünglichkeit
„Ursprünglichkeit ist in Ihrer Musik genauso das Thema wie in der Doppelausstellung, die wir heute eröffnen“, bedankte sich Bertram Sandfuchs bei der Musikerin. Als Vorsitzender des Historischen Ortsvereins, der als Veranstalter im Rahmen der Reihe „Zellkultour“ fungiert, begrüßte er über 100 Anwesende. Wer keinen Stuhlplatz gefunden hatte, der stand erwartungsvoll an der Wand.
Bei Zellkultour handelt es sich um einen Zusammenschluss von fünf Zeller Vereinen und Organisationen. Die derzeit im Rundofen laufende Ausstellung ist die zweite von insgesamt fünf, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing „unter der umsichtigen Leitung von Rebecca Steinbach“. Auch Bauhofleiter Alexander Zwick und Herrn Hausmeister Fix dankte Bertram Sandfuchs für die Unterstützung, desgleichen der Stadt Zell für das Zur-Verfügung-Stellen der Räumlichkeiten.
Mit Bedauern setzte er das Publikum davon in Kenntnis, dass der Erschaffer der ausgestellten Keramik – der in München wohnende Georg Eiselt – aufgrund einer schweren Erkrankung nicht zur Vernissage erscheinen konnte, „obwohl er es unbedingt gewollt hätte.“ Neben seiner Berufstätigkeit als Lehrer (dereinst am Gymnasium Gengenbach) hatte sich der studierte Künstler zunächst mit dem Material Ton beschäftigt.
Experimenteller Zugriff, Vielfalt der Formen
Es entstanden Gefäße und freie Plastiken, die er mit selbst entwickelten Mischungen aus Pflanzenaschen und vielfältigen Gesteinsmehlen glasierte und bei 1300 Grad brannte. Dann wandte er sich vermehrt der Holzgestaltung zu, verwendete beispielsweise Mooreichenstücke als Ausgangsmaterial, arbeitete auch mit Speckstein.
Einige der ausgestellten Keramiken sind verkäuflich – ein roter Punkt kennzeichnet sie, die Preislisten liegen aus. „Ich finde den experimentellen Zugriff und die Vielfalt der Formen und Materialien absolut faszinierend“, bekannte Bertram Sandfuchs.
Der Fotokünstler Lutz Lefèvre wiederum erklärte den Zuhörern bei einem Bildvortrag, wie Georg Eiselts ganz eigenen Keramiken und Glasuren entstehen. Er hat ihn vor 45 Jahren als Lehrerkollegen am Gymnasium Gengenbach kennengelernt und weiß, „es hat mehrere Jahre gedauert, bis er diesen Prozess wirklich beherrschte.“
„Blas’ mir das Lied vom Tod“
Hauptsächlich Vasen erschuf er, aber auch eine Vielfalt von Plastiken. Wie unter anderem ein Objekt, das an die Samenkapsel einer Lotusblume erinnert. Oder ein eindrücklicher Büffel. Oder eine Darstellung mit dem Titel „Blas´ mir das Lied vom Tod“: Eine wild das Horn blasende Wutz hält eine weißhaarige Gestalt unter sich begraben – was lustig aussieht, hat einen ernsten Hintergrund: Hier hat der inzwischen über 90-Jährige in seiner eigenen Bildsprache ein lebensbedrohliches Herzproblem verarbeitet, das ihn vor einigen Jahren ereilt hatte. An seiner Rettung war sein Freund beteiligt, Lutz Lefèvre.
Die Ausstellung von dessen Werken wiederum zeigt, so Bertram Sandfuchs, „erstklassige Fotokunst. Sie einzuschätzen in ihrer Bedeutung braucht ein wenig Geduld.“ Zunächst ging er auf die Bildwirkung ein. Nicht nur angesichts der anstehenden Karwoche stimme nachdenklich und zum Teil auch traurig, dass man hier Völker sehe, die schon ausgestorben sind oder demnächst auszusterben drohen. Aber die Fotos „zeigen auch die Ureinwohner mit hoffungsfrohen Gesichtern und körperlicher Ausstrahlung“, in einigen Fällen haben sie eine Existenzmöglichkeit nur noch im touristischen Rahmen.
Im Austausch mit Reinhold Messner
„Eigentlich hat jedes einzelne Foto für sich genommen eine je eigene Wirkungskraft, auf die man sich einlassen kann“, resümierte der Vorsitzende des Historischen Vereins und fuhr fort: „Ich kenne kaum eine Fotoausstellung, die es wie diese schafft, mit jedem Foto auch eine Bildaussage anzubieten.“ Denn genau recherchierte und trotzdem kompakt gehaltene Texte erklären jedes Foto und schaffen Verständnis für das Dargestellte und das betroffene indigene Volk.
Neugierig auf die Ausstellung geworden ist auch Burkhard Gauly, der Bundesvorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker, mit Sitz in Göttingen. Der Einladung zur Vernissage hatte er aus terminlichen Gründen zwar nicht folgen können, wie sich aus einem von Bertram Sandfuchs verlesenen Grußwort ergab, doch er kündigte einen Besuch zu einem gemeinsam zu vereinbarenden Termin in den nächsten Tagen an.
„Bildwirkung und Bildaussage ergeben sich aus Lutz Lefèvres jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Thema „Bedrohte Völker““, erläuterte der Redner, was mit dem Naturell und den Leistungen des Fotografen als Naturwissenschaftler zu tun habe. Da sei zum einen die Neugier auf Unbekanntes und noch nicht Erschlossenes – was eine Wesensverwandtschaft mit Lutz Lefèvres gutem Bekannten darstelle, dem Südtiroler Reinhold Messner, „der mit dieser Grundeinstellung Gebirgshöhen erklomm.“ Die beiden stehen im Übrigen im Austausch von Sammelobjekten.
Unter Kannibalen gelebt
Hinzu komme Lutz Lefèvres Abenteuerlust und Risikofreude, sein völkerkundlicher Forschungsansatz sowie seine Empathie, will heißen: sein Einfühlungs- und Mitleidensvermögen mit den indigenen Völkern. „Danke, Lutz Lefèvre, für den erhellenden Einblick in das Schicksal bedrohter Völker durch Ihre Fotokunst!“, schloss Bertram Sandfuchs seine Ausführungen.
Der Fotograf selbst zeigte auf einer Weltkarte die Lebensräume der sieben von ihm fotografisch dargestellten Völker. Zudem gab er zu ausgewählten Fotos seine jeweils sehr persönlichen Eindrücke wieder. So zum Beispiel zu den Mlabri, auch „Geister der gelben Blätter“ genannt. Von diesem ihm gegenüber sehr freundlichen Volk, dessen kannibalistische Riten Lutz Lefèvre bei einem langen Besuch erforschte, „haben damals nur noch 30 bis 40 Menschen gelebt, wir haben drei bis vier Familien kennengelernt“ – in den 1980er Jahren war das.
Die Fülle und Intensität des auf allen Etagen zu sehenden Materials lädt durchaus auch zu einem zweiten Besuch der Doppelausstellung ein. Bis zum 18. Mai ist sie geöffnet: donnerstags, freitags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr im Rundofen.

